Rica Braune, KV Weimar, zum Ausbau des MDV

Im Bundesverkehrswegeplan 2030 (BVWP) wird das Projekt 2-030-V01 in der  Kategorie "potenzieller Bedarf" aufgeführt. Als Projektdefinition ist zu lesen "Projektdefinition noch nicht abgeschlossen, umfasst vsl. Elektrifizierung Gotha – Bad Langensalza – Leinefelde".

Das Projekt 2-038-V01 wird ebenfalls in der Kategorie „potenzieller Bedarf“ aufgeführt. Als Projektdefinition ist zu lesen „Projektdefinition noch nicht abgeschlossen, umfasst vsl. Elektrifizierung Weimar – Stadtroda, 2. Gleis Papiermühle – Hermsdorf-Klosterlausitz, Töppeln – Gera, Elektrifizierung Weimar – Gera – Gößnitz / Lehndorf“. Der Planungsstand lautet „GE – Grundlagenermittlung“.
 
Hierzu nehme ich wie folgt Stellung:

Die Projekte 2-030-V01 und 2-038-V01 haben für das Bundesland Thüringen und die Städte Weimar, Jena und Gere eine so hohe Bedeutung, dass sie in den vordringlichen Bedarf des BVWP 2030 eingeordnet werden müssen.
 
Der weitaus größte Teil der positiven Bevölkerungs- und Wirtschaftsentwicklung findet entlang der so genannten west-östlich verlaufenden „Städtekette“ Eisenach – Gotha – Erfurt – Weimar – Jena – Gera statt. Diese war vor der Eröffnung des ersten Teilstücks der VDE 8 im Dezember 2015 gut bis sehr gut an den Bahnfernverkehr angeschlossen. Mit diesem Datum – und viel stärker noch mit der Eröffnung der gesamten VDE 8 im Dezember 2017 – sind die Städte Weimar – Jena – Gera ohne eine Verwirklichung der hier genannten Projekte vom Bahnfernverkehr abgekoppelt. Das Bundesland Thüringen und insbesondere die ostthüringische Region mit den besagten Städten kann aber nicht allein über den ICE-Knoten Erfurt an den Bahnfernverkehr angeschlossen werden. 
 
Während der ICE-Knoten Erfurt gut von Nordosten (Leipzig), Süden (Nürnberg) und Südwesten (Fulda) erreicht wird, fehlt eine Fernverkehrsanbindung nach Nordwesten (Göttingen) und Osten (Chemnitz).
 
Die Deutsche Bahn hat diese Lücke erkannt und hat wiederholt öffentlich gemacht, dass sie auf der „Mitte Deutschland Verbindung“ (MDV) einen IC-Verkehr einrichten will. Allerdings macht sie das von der Elektrifizierung der Strecke abhängig.
 
Die Kulturstadt Weimar lebt vom Tourismus. Ein bedeutender Teil der Gäste reist mit dem Zug an. Eine fehlende Anbindung an das Fernverkehrsnetz bedeutet, dass weniger Gäste kommen werden und damit die positive Entwicklung der Stadt Weimar gestoppt wird. 
 
Großen Schaden nimmt auch der Wissenschafts-, Forschungs- und Industriestandort Jena. Ebenso bleiben die für Ostdeutschland wichtigen Mittel- und Oberzentren Gera, Zwickau und Chemnitz aus Richtung Westen vom Fernverkehr auf direktem Wege dauerhaft abgehängt. Der in den neuen Bundesländern ohnehin stärker ausgeprägte demografische Wandel, der mit Bevölkerungsschwund und Fachkräftemangel einhergeht, würde weiter verstärkt.