Anfragen und Anträge, Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, eingereicht zur Stadtratssitzung am 13.07.2022
29.06.22 –
Anfragen und Anträge, Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, eingereicht zur Stadtratssitzung am 13.07.2022
Der Stadtrat beschließt:
- Die Stadtverwaltung wird beauftragt, öffentliche Grünflächen im Stadtgebiet punktuell durch essbare Nutzpflanzen aufzuwerten, sofern diese kompatibel mit den Bedingungen vor Ort sind. Grundsätzlich stehen allen Stadtbewohner*innen die Früchte zur Ernte zur Verfügung.
- Bei Neu- und Nachpflanzungen in allen öffentlichen Grünanlagen der Stadt Weimar wird in Zukunft essbaren Pflanzen bzw. Pflanzen mit essbaren Früchten der Vorzug gegeben. Dies bezieht auch Grünflächen im Umfeld von Schulen, Sportplätzen und öffentlichen Gebäuden mit ein. Außerdem wird der einzurichtende städtische „Bürgermelder“ für die Suche nach weiteren Standorten genutzt.
- Private Grundstückseigentümer*innen oder Kindergärten werden in das Vorhaben Essbare Stadt eingebunden und zu eigenen (Pflanz- oder Pflege-)Aktivitäten angeregt: Zu diesem Zweck werden Hochbeete durch die Stadtverwaltung zur Verfügung gestellt.
- Die Stadtspitze führt Gespräche mit der Klassik Stiftung Weimar als größter Eignerin von Parkanlagen im Stadtgebiet über eine Kooperation und Ausweitung des Vorhabens Essbare Stadt Weimar.
- Hinweisschilder informieren und sensibilisieren die Öffentlichkeit über das Vorhaben (siehe Begründung). Außerdem soll der städtische Internetauftritt „Stadtbäume“ um diesbezügliche Informationen erweitert werden.
Begründung:
Unter dem Titel "Essbare Stadt" gibt es in einigen Kommunen Projekte, die Anbau und Ernte von Nahrungsmitteln in der Stadt fördern. Die Idee wurde 2008 in Todmorden (Großbritannien) geboren, in Deutschland wurde sie u. a. in Andernach, Kassel, Minden oder Düsseldorf umgesetzt. In Erfurt wurden im Rahmen von Urban Gardening Hochbeete aufgestellt. Das Konzept der essbaren Stadt reagiert als naturbasierte Lösung auf verschiedene Probleme: Klimakollaps, Entfremdung von Nahrungsmittelproduktion und Kritik an der Lebensmittelindustrie. Die Idee: Essbare Städte nutzen öffentliche Flächen zur Bereitstellung von kostenfreien Lebensmitteln und zum städtischen Gärtnern für die Bürger*innen. Auch weitere Formen der urbanen Lebensmittelproduktion wie Permakultur oder Krautgärten sind möglich. Auf die Beteiligung der Weimarer Bevölkerung bei Auswahl der Standorte sowie Pflege und Instandhaltung ist besonderer Wert zu legen.
Referenzen
- Institut für ökologische Raumentwicklung (o.J.): Essbare Städte. Evaluierung von Begrünungsstrategien als systematische Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen der Urbanisierung. Konzipierung eines Bewertungskonzeptes und Erprobung am Beispiel essbarer Städte in Deutschland. Online verfügbar (28.06.2022): https://www.ioer.de/projekte/essbare-staedte/
- Artmann, M.; Sartison, K. (2021): Umsetzung und Auswirkungen essbarer Städte. Eine naturbasierte Lösung für gesellschaftliche Herausforderungen der Urbanisierung? pnd ,1, 231-247. doi: 10.18154/RWTH-2021-01696