Rede "Vermeidung von Glyphosateinsätzen auf den Flächen der Stadt Weimar"

Rede, Stadtratssitzung, 20.06.2018 Andreas Leps, Fraktionsvorsitzender BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

25.06.18 –

Rede, Stadtratssitzung, 20.06.2018

Andreas Leps, Fraktionsvorsitzender BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

(Es gilt das gesprochene Wort)

Eine Studie von Insektenforschern aus Deutschland, Großbritannien und Niederlande sorgte im Frühjahr für größere Aufregung, Die Entomologen hatten über 27 Jahre an 63 Standorten ermittelt, dass die Biomasse der Insekten dramatisch, um 75% zurückgegangen ist. Mit der Masse geht auch ein Artensterben einher.

Die Gründe dafür sind vielfältig – aber Glyphosat ist ein wesentlicher Teil davon.

Sie wissen, Glyphosat ist ein sogenanntes Totalherbizid, es tötet jede Pflanze mit grünen Teilen, jede, die nicht vorher gentechnisch so verändert wurde, das sie den Herbizideinsatz überlebt. Es wird über die grünen Pflanzenteile aufgenommen.

Glyphosat lässt sich nicht abwaschen und wird weder durch Erhitzen noch durch Einfrieren abgebaut. Glyphosat-Rückstände halten sich etwa ein Jahr lang in Lebens- und Futtermitteln.

Weil es Pflanzen jeder Art systematisch dezimiert, werden alle jene Insekten ebenso dezimiert, deren Lebensraum jene Pflanzen sind. Diese wiederum sind die Hauptnahrung für andere Tiere wie etwa Vögel.

30 Prozent aller Vögel stehen bereits auf der Roten Liste der bestandsbedrohten Tierarten. Glyphosat ist außerdem ein Wasserschadstoff – und schädigt dort nachweisbar alles, was an höherem Leben zu finden ist. Das macht es beim Gebrauch zu Hause auch so kritisch.

Für die Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation ist klar: Glyphosat ist wahrscheinlich krebserregend.

Bei über 70% aller Einwohner*innen in unserem Land lässt es sich mittlerweile im Urin nachweisen. Gestern begann übrigens ein Prozeß in Kalifornien gegen Bayer/Monsanto, es geht dabei um womöglich verschleierte Krebsrisiken des Wirkstoffes. Der Wirkstoff steckt in Produkten von rund 90 Herstellern weltweit.

Was wollen wir nun mit unserem Antrag:

Sie erinnern sich, wir hatten dazu kürzlich auch eine Anfrage hier im Stadtrat gestellt.

Die Klassik-Stiftung als öffentliche Institution mit vielen Außenflächen verwendet kein Glyphosat mehr, da war die Antwort der Verwaltung nicht ganz korrekt. Sie sind längst auf die Heatweed-Methode umgestiegen.

Die Stiftung Gedenkstätte Buchenwald, ebenfalls mit vielen Außenflächen, wird in diesem Jahr erstmals auf den Einsatz von Glyphosaten verzichten. Sehr gut!

Seitens der Stadtverwaltung und des Kommunalservice hieß es, man verzichte bereits auf den Einsatz von Glyphosat. Das ist gut so und sollte verstetigt werden.

Noch sind aber nicht alle städtischen Firmen glyphosatfrei. Das wollen wir mit dem Antrag befördern. Die öffentliche Hand hat hier auch eine Vorbildwirkung.

Und wir wollen, dass die Flächen, die der Stadt gehören, aber nicht von ihr bewirtschaftet werden, perspektivisch auch glyphosatfrei werden oder bleiben.

Die beiden Stiftungen zeigen ja: Es gibt Alternativen zum Gift.

Ich wünsche uns eine anregende und zielführende Diskussion.

[Rede per Radio-Lotte-Aufzeichnung hören]

 

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