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20.09.17 –
Rede, Stadtratssitzung, 20.09.2017
Andreas Leps, Fraktionsvorsitzender Bündnis 90/DIE GRÜNEN
Es gilt das gesprochene Wort.
(Anrede)
Erst vor wenigen Tagen wurden wir eingeladen zum Jubiläum: 125 Jahre Museum für Ur- und Frühgeschichte in Weimar. Damit soll es auch nach 130 Jahren in Weimar nicht vorbei sein – dafür streiten wir hier mit dem gemeinsamen Antrag.
Wir – Bündnis 90/DIE GRÜNEN haben dazu gern im Kulturausschuss einen Anstoß gegeben. Ich werbe an dieser Stelle ausdrücklich um eine große Zustimmung aller demokratischen Kräfte.
Denn damit senden wir ein Signal aus:
Es ist das allermindeste, das mit Weimar, mit uns, mit Ihnen gesprochen wird. Insofern war der Empfang gestern durch die Staatssekretärin ein guter Anfang.
Unsere Kolleginnen und Kollegen im Erfurter Stadtrat, die grüne Fraktion dort, waren übrigens die einzigen, die sich für Gespräche mit Weimar ausgesprochen, anderen ist das nicht mal eingefallen.
Eingefallen ist ein guter Übergang – zu der Frage: wem ist das überhaupt eingefallen, darüber nachzusinnen, das Museum, das Weimarer Bürger hier begründet haben, nach Erfurt zu verpflanzen?
Erfurt hat doch auch einige und sehr gute Museen. Welches Armutszeugnis stellt sich denn Erfurt da selber aus, wenn sie noch eins aus Weimar brauchen? Über das Thema, das Erfurt noch keine hundert Jahre zu Thüringen gehört, denken wir jetzt nicht weiter nach.
Ein Museum für Thüringer Landesgeschichte kann man ja gründen wollen, das ist keine schlechte Idee. Ein Standort kann auch in Erfurt sein, es ist nun mal die Landeshauptstadt.
Warum sollte das Museum nicht mehrere Standorte zu verschiedenen Epochen haben, zum Beispiel die letzten 100 Jahre in Erfurt, die dynastischen Jahrhunderte in Gotha und die Ur- und Frühgeschichte in Weimar. So weit ist womöglich noch nicht gedacht worden.
Korrekt ist – das Museum ist ein Landesmuseum, meines Wissens das einzige Museum in unserer Stadt, das allein vom Lande finanziert wird.
Korrekt ist aber auch – hier in Weimar haben wir so etwas wie einen Forschungskern, in der Wirtschaft würde man Cluster sagen, mit dem Landesamt samt Museum und der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft, deren wichtigster Sitz neben dem Hauptsitz Frankfurt eben Weimar ist. Von hier aus werden die Forschungen und Ausgrabungen zum Beispiel an den Gleichbergen in der Rhön koordiniert und durchgeführt. Macht es Sinn, solche Cluster zu zerreißen – wohl kaum.
Korrekt ist aber auch - so schön das Museum auch immer noch sein mag – zeitgemäß ist die Ausstellung nicht mehr und beengt ist der Platz auch. Für beides kann die Stadt nichts, weil es eben ein Landesmuseum ist.
Und deswegen ist es richtig, das das Land aktiv wird.
Allerdings sollte dann auch eine Prüfung von Alternativen und Möglichkeiten ohne einschränkende Vorbedingungen erfolgen - Der Standort in Weimar muss nicht nur an der Humboldtstraße sein.
Land und Stadt haben noch andere Möglichkeiten, die Labore, Depots und Büros auszulagern und so für mehr Ausstellungsfläche im eigentlichen Museum zu sorgen. Der aktuell anlaufende Verkauf des ehemaligen Jugendgefängnisses schränkt die Möglichkeiten zwar ein, es bleiben aber Alternativen, zum Beispiel das benachbarte Gerichtsgebäude oder das ehemalige Finanzamt in der Jenaer Straße, heutiges Gerichtsgebäude. Eine Auslagerung von Teilen des Landesamtes bzw. des Museums in Weimar sollte geprüft werden.
Wir wollen ja nur gleiche Bedingungen wie Erfurt - wir wollen daher auch einen letter of intent - das ist für uns das Ziel von Nr. 1 des Antrages.
Nr. 2 spricht für sich und ist im übrigen unser Vorschlag.
An Nr. 3 des Antrages mache ich für uns einen Haken, das haben wir erledigt. Ich selber habe schon auf dem letzten Landesparteirat für Aufmerksamkeit gesorgt, als ich dort – es ging um die Gebietsreform - gesagt habe, dass Weimar nicht nur wachsen muss, sondern auch das Museum für Ur- und Frühgeschichte in Weimar bleibt. Das können wir gern so beschließen, den Punkt 3, wir haben das schon erledigt, alle unsere Abgeordneten sind sensibilisiert, der Landesvorstand ebenso. Allerdings – entschieden wird das nicht im Landtag, sondern in der für Kultur zuständigen Staatskanzlei.
Was bleibt für uns zu tun, in Weimar?
Neben stetigem Druck vor allem ein ganz wesentliches – wir müssen Sensibilität und Aufmerksamkeit für das Museum in Weimar erhöhen.
Denn es stimmt – 18000 Besucher pro Jahr sind nicht sehr viel. Wenn auch genauso viel wie das Erfurter Museum für Thüringer Volkskunde – aber da ist noch Luft nach oben.
Und die Luft nach oben ist schon auf der städtischen Homepage:
Die Top 10 – also die 10 Must Dos - im Tourismus, die die Seite anpreist, sind:
1. Stadtführung
2. Goethes Wohnhaus
3. Bauhaus Museum
4. Stadtschloss
5. Gedenkstätte Buchenwald
6. Der Rokokosaal
7. Kultur am Abend
8. Weimarer Republik
9 und 10: Thüringer Bratwurst
Schade, dass es trotz des Hinweises von uns dazu beim Podium der Initiative die Stadt noch nicht geschafft hat, dort auch das Museum aufzunehmen.
Man muss das Museum dann ein wenig suchen, findet es unter den Angeboten für Kindern. Und das allerdings zu recht – Unter den musealen Angeboten für Kinder ist das Museum ein Solitär – ein Punkt mehr für den Standort Weimar.
Die Stadt braucht eher gestern als morgen ein Gesamtkonzept zur Darstellung und Vermarktung der Museumsmeile. Seitens meiner Fraktion kann ich schon jetzt dazu einen Antrag ankündigen. Das ist die Hausaufgabe, die die Stadtverwaltung – insbesondere auch für das Museum für Ur- und Frühgeschichte zu erledigen hat.
Ich schließe mit dem klaren Satz, den ich schon im Juni des letzten Jahres dazu gesagt habe: "Die Frau aus Ehringsdorf gehört nun mal nach Weimar."
Ich danke für die Aufmerksamkeit!
[Rede als Mitschnitt aus dem Stadtrat durch Radio Lotte hören]
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Ab 2017 dokumentiert Radio Lotte die ca. monatlich stattfindenden Stadtratssitzungen. [hier hören]