28.07.2010: Offener Brief an die Deutsch-Israelische Gesellschaft Erfurt

Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrter Herr Zdiara,

mit Betroffenheit haben wir Ihre Presseerklärung vom 27.07.2010 zur Kenntnis genommen.

Die Absage des Besuches der Gedenkstätte Buchenwald durch die Delegation
aus Shiraz war in der Tat völlig inakzeptabel.

Nicht nur der Oberbürgermeister der Stadt Weimar, sondern auch der Ältestenrat des Stadtrates haben dies einstimmig unmissverständlich verurteilt.

Gleichzeitig wurde deutlich gesagt, dass es keine weiteren Aktivitäten hin zu einer
Städtepartnerschaft geben wird, solange die Stadtspitze von Shiraz nicht bereit ist Buchenwald als Teil von Weimar zu begreifen. Insofern ist Ihre Forderung nach
Aussetzung der Städtpartnerschaft, die es noch gar nicht gibt, gegenstandslos - das ist längst geschehen.
Auch Ihren Vorwurf der "vollkommen kritiklosen Herangehensweise an die Städtepartnerschaft mit Shiraz" können wir vor diesem Hintergrund nicht nachvollziehen.

Gleichzeitig wurde aber, ebenfalls von Oberbürgermeister und Ältestenrat einstimmig, die Tür für Shiraz nicht komplett zugeschlagen. Das hat der Oberbürgermeister dann mit der Formulierung vom "langen Weg" umschrieben.
Gerade die Erfahrung mit dem Kommunismus auf deutschen Boden und die Erfahrung der Städtepartnerschaft zwischen Trier und Weimar während der Zeit dieses Unrechtstaates haben Bündnis 90/Die Grünen in Weimar dazu veranlasst, diese Linie mitzutragen. Jeglichen Kontakt zu verweigern, würde auch bedeuten, den Bürgerinnen und Bürgen in Shiraz, die nicht den Holocaust und die Existenz von Buchenwald leugnen und die sich Reformen im Iran wünschen, dringend benötigten Zuspruch zu verweigern.

Warum Sie der Stadt Weimar vorwerfen, dass sie versucht, diesen Vorfall tot zu schweigen, ist uns ebenso unverständlich. Der Vorfall ereignete sich bereits am 26. Juni 2010. Es gab Pressemitteilungen der Stadt Weimar und die Lokalpresse hat ausführlich berichtet.

Im übrigen möchten wir Sie noch darauf hinweisen, dass das Festival "West-östlicher Diwan" nicht von der Stadt Weimar mitgetragen wird. Sie wird lediglich von einem
Bürger der Stadt Weimar, Herrn Klaus Gallas, organisiert und über die Firma ZEIT-Reisen vermarktet. Allerdings hat unser Oberbürgermeister in diesem Jahr an
der Reise nach Marokko teilgenommen.

Wir hoffen, dass Sie nach Kenntnis dieser Tatsachen nachvollziehen können, warum Bündnis 90/Die Grünen Weimar die Haltung der Stadt Weimar unterstützt. Gern sind
wir zu weiteren Gesprächen mit Ihnen bereit.


Bitte leiten Sie unser Schreiben auch an die Jüdische Landesgemeinde
Thüringen und an die AG Kirche und Judentum weiter.

Mit freundlichen Grüßen

für die Fraktion und den Vorstand

Petra Streit, Fraktionsvorsitzende
Katharina Spiel, stellvertretende Fraktionsvorsitzende
Stefanie Dolling, Vorstandssprecherin
Sebastian Pfütze, Vorstandssprecher

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