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Weimar ist in Deutschland immer zuerst Klassik. Außerhalb Deutschlands jedoch, z.B. in den USA, ist das Bauhaus weitaus bekannter als Weimar selbst. Das Bauhaus bietet also die Möglichkeit ein völlig anderes Publikum für Weimar zu begeistern, oder andersherum: Das neue Bauhausmuseum bietet erstmals die Möglichkeit der weltweiten Bedeutung des Bauhauses an seinem Ursprung gerecht zu werden.
Die Entscheidung des Stiftungsrates der Klassikstiftung Weimar, das neue Bauhausmuseum hinter den Klassizistischen Bau von Coudray zu platzieren, ist aus Sicht von Bündnis 90/DIE GRÜNEN ein großer Fehler. Wie schon in den 1920er Jahren wird die Bedeutung der Bauhaus-Idee nicht erkannt. Wer war Clemens Wenzeslaus Coudray im Vergleich zu Walter Gropius?
Gleichzeitig ist die Verfahrensweise bei der Standortwahl zutiefst undemokratisch. Keine Gemeinde in Deutschland würde solch eine Standortentscheidung ohne Gemeinderat treffen. Der Stadtrat von Weimar ist den Weimarer Bürgerinnen und Bürgern verpflichtet und nicht der Klassikstiftung Weimar. Deshalb hat der Stadtrat auch andere Kriterien bei der Standortwahl zu berücksichtigen. Die Nähe zum Zimmer des Stiftungspräsidenten spielt z.B. keine Rolle für die Stadtentwicklung.
Leider hat es der Oberbürgermeister versäumt, dem Stadtrat die Möglichkeit zu geben, sich vor der Entscheidung des Stiftungsrates eine Meinung zu bilden. Obwohl Herr Seemann zugesagt hatte, dass die Studie dem Stadtrat vorgelegt wird, wurde dies erst gestern, einen Tag nach der Entscheidung, getan. Jetzt soll der Stadtrat praktisch nur noch über einen Bauantrag der Klassikstiftung abstimmen. Es wäre die Aufgabe von Oberbürgermeister Stefan Wolf und Stiftungspräsident Hellmut Seemann gewesen, den Stadtrat einzubinden.
Bündnis 90/DIE GRÜNEN befürchten nun, dass die aktuelle Chance für ein neues Bauhausmuseum vergeben wird. Nach der Maxime: „Was nicht demokratisch geht - geht nicht." wird sich das übereilte Verfahren ohne Stadtrat rächen. Sachverstand und Meinung des Stadtrates zu ignorieren, heißt auch, wichtige Argumente zu ignorieren. Da diese Argumente dadurch nicht verschwinden, steht zu befürchten, dass in den nächsten 1-2 Jahren einige dieser Argumente das Bauhaus verhindern.
Ohne Kenntnis der Studie kann Vorstandssprecher Sebastian Pfütze nur sagen: „Die Idee den Minol-Platz zu nutzen, war neu und hätte unbedingt im Stadtrat und in der Öffentlichkeit diskutiert werden müssen."
Warum z.B. die Nähe zum Neuen Museum (mit zugegeben wenigen Besucherinnen und Besuchern) negativ sein soll, ist nicht nachzuvollziehen. Im Gegenteil: Die Nähe eines Bauhausmuseums würde das Neue Museum und das Stadtmuseum aufwerten.
Auch historisch würde der Standort dem Bauhaus eher gerecht: Nach Goethes Tod 1832, hat sich die Stadt nach Norden entwickelt. 1846 wurde der Bahnhof eröffnet, 1869 das Neue Museum, 1932 die Weimarhalle. Wenn das Bauhaus-Museum nicht an der Bauhaus-Uni stehen kann, dann wäre der Norden der Stadt immer noch besser als der Theaterplatz. Dort herrscht die Klassik - wie auch schon zu Zeiten von Walter Gropius. Das Bauhaus hat sich aber neben die Klassik gestellt - in seinem weltweiten Einfluss vielleicht sogar darüber.
Selbst die Nähe zum ehemaligen „Gauforum" ist eine historische Herausforderung. Es ist zu erwarten, dass ein Bauhaus-Museum architektonisch an das Bauhaus anknüpft. Damit bietet sich die einmalige Gelegenheit die Architektur des Nationalsozialismus in den Schatten zu stellen - eine späte Genugtuung für die vertriebenen Künstlerinnen und Künstler des Bauhauses.
Für die Stadtentwicklung Weimars wäre der Platz ein Segen. Der Riegel, der durch das ehem. „Gauforum" zwischen Stadtzentrum und nördlicher Innenstadt liegt, könnte umgangen werden. Weimarhalle mit Park - Bauhausmuseum - Neues Museum würden die Möglichkeit bieten, den alten Bezug wieder herzustellen - wenn auch mit einem kleinen Umweg.
Aus Sicht von Bündnis 90/DIE GRÜNEN lohnt es sich, für diesen Standort zu streiten.
Unsere Fraktion wird, wie sicher alle anderen Fraktionen auch, die Studie jetzt gründlich lesen. Sollte sich dabei herausstellen, dass für Weimar der Minol-Platz der bessere Standort ist - wäre es noch nicht zu spät. Der Stadtrat befindet am 12. August über die offensichtlich 2. Wahl des Stiftungsbeirates. Die Stiftung hat dann die Möglichkeit, ihren Beschluss zu ändern und damit der demokratischen Meinungsbildung Anerkennung zu geben.
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