Kapitel 7: Gemeinsam gesellschaftliche Krisen meistern

Für ein weltoffenes, geschlechtergerechtes, tolerantes Weimar

Weimar und seine Bürger*innen tragen eine große historische Verantwortung. Dafür wollen wir das Bewusstsein aktiv wach halten. Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzen sich gemeinsam mit weiteren Protagonist*innen, Bürger*innen und Organisationen jeden Tag für den Erhalt der demokratischen Strukturen auch in Weimar ein. Menschen in Weimar sollen sich unabhängig von Herkunft, Religion, Weltanschauung, Gesundheitsstatus, Geschlecht, sexueller Orientierung und Identität ihre individuellen Lebensentwürfe gleichberechtigt verwirklichen können. Echte Demokratie lebt vom Wirken jeder, jedes Einzelnen im Sinne einer integrativen und inklusiven Stadt.
Die aus der Zivilgesellschaft heraus initiierte „Weimarer Erklärung“ von 2019 und 2022 zeigt die der gesellschaftlichen Entwicklung von selbstverständlich gelebter Demokratie hin zu einer massiven Gefährdung des friedlichen und toleranten Zusammenlebens in unserer Stadtgesellschaft. Rechtsextreme Angriffe, wie sie in Weimar inzwischen immer häufiger passieren, sind mehr als ernste Warnzeichen. Angesichts der Lehre aus der Geschichte „Wehret den Anfängen!“ brauchen wir eine starke Zivilgesellschaft, um ein weiteres erneutes Vordringen von rechtsextremem Gedankengut und Gräueltaten im Keim zu ersticken. Wir setzen auch auf eine Ausweitung der Mitbestimmung und Beteiligung in Weimar, um Demokratie lebendiger zu machen.
Ein tolerantes Weimar umfasst im Kern ein gutes – ein friedliches und respektvolles – interkulturelles Zusammenleben. Die gesellschaftliche Vielfalt Weimars ist ihre große Stärke, die sich in der Kultur, der Wirtschaft, der Bildung und der Lebensqualität niederschlägt, deshalb muss die Willkommenskultur in Weimar geschützt werden und einen spürbar hohen Stellenwert erhalten. Wichtige Partner*innen für eine gelungene Integrationspolitik sind die Ausländer*innen-Beauftragte, viele ehrenamtlich Engagierte, die Migrationsberatungsstellen, die Migrant*innenorganisationen, die Träger der Sprach- und Integrationsarbeit sowie der Ausländer*innen-Beirat. Sie alle müssen endlich über ein Integrationskonzept gestärkt und besser unterstützt werden. Zivilgesellschaft, Parteien und Institutionen müssen für eine tolerante, lebenswerte und diskriminierungsfreie Heimatstadt für ALLE verlässlich und vertrauensvoll zusammenwirken.
Frauen sind trotz gesetzlicher Festschreibung in der Realität noch immer nicht
gleichberechtigt. Auch queere Menschen erleben in Weimar Anfeindungen, Diskriminierung und Übergriffe. Daher muss die Stadt alles in ihrer Macht Stehende tun, um Gleichstellung zu befördern, Benachteiligung abzubauen und Frauen gezielt zu unterstützen.

Schlüsselprojekte (Auswahl)

Häusliche Gewalt verhindern

In Deutschland wird jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben Opfer physischer oder sexualisierter Gewalt, häufig durch ihren eigenen Partner. Gewalt gegen Frauen ist in unserer patriarchal geprägten Gesellschaft ein Ausdruck ungleicher Machtverhältnisse zwischen Männern und Frauen. Frauen müssen deshalb einen besseren Schutz vor häuslicher Gewalt erfahren. Um Gewalt zu reduzieren, braucht es einen stärkeren Fokus auf präventive Maßnahmen wie Täterarbeit, Gewaltbewältigungskursen und genderreflexive Jungen- und Männerarbeit, beispielsweise Aufklärung über stereotype Rollenbilder. Hier ist die Stadt in der Pflicht zu handeln.

Kommunales Integrationskonzept

In Weimar sind erfreulicherweise sehr viele Initiativen, Vereine und Ehrenamtliche in der Integrationshilfe tätig. Um diese gut zu koordinieren und in ihrer Tätigkeit abzusichern, ist die Erstellung eines Integrationskonzeptes unter Beteiligung aller Akteur*innen längst überfällig. Das Konzept sollte unter anderem festhalten, wie Teilhabe und Integration geflüchteter Menschen in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens in Weimar geplant und gefördert wird.