Keine öffentliche Förderung für industrielle Massentierhaltung

Gemeinsame Pressemitteilung von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Kreisverbände Weimar und Weimarer Land und GRÜNE LIGA Weimar, 25.03.2015

25.03.15 –

Gemeinsame Pressemitteilung von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Kreisverbände Weimar und Weimarer Land und GRÜNE LIGA Weimar

Das nördliche Weimarer Land gehört zu den unehrenhaften Spitzenreitern der industriellen Massentierhaltung in Thüringen. In den letzten Jahren entstanden immer größere Betriebe mit immer mehr Tierplätzen – und ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht, wie der aktuelle Fall Guthmannshausen zeigt: Die Tierfabrik soll um eine zweite Mastanlage erweitert und der Tierbestand von derzeit ca. 40.000 auf ca. 83.000 Masthähnchen erhöht werden. Nach einer Mastzeit von gerade einmal 31 bis 35 Tagen sollen diese dann zur Schlachtung in das 190 Kilometer entfernt gelegene Mokrehna in Nordsachsen gebracht werden. (Die Thüringer Allgemeine Zeitung berichtete am 03. März 2015 darüber).


Nur 0,04 Quadratmeter für ein Masthuhn und keine Angaben zum Antibiotikaeinsatz

Laut Antragsunterlagen sollen in der neuen Anlage 23,33 Masthähnchen auf einem Quadratmeter Stallfläche gehalten werden – ein Lebensraum von gerade einmal 0,04 Quadratmeter für jedes ausgewachsene Tier. So kämen auf 45 Quadratmeter, die durchschnittlich jede(r) Deutsche derzeit laut Statistischem Bundesamt bewohnt, sage und schreibe 1.050 Masthähnchen. "Dies mag eine seltsame Rechnung sein, verdeutlicht aber sehr anschaulich die schlechten Haltungsbedingungen der Tiere. Diese lehnen wir als Bündnisgrüne grundsätzlich ab: Sie sind weder artgerecht noch genügen diese den Grundsätzen einer nachhaltigen Landwirtschaft", so Ines Bolle von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Kreisverband Weimar. "Wenn in den Antragsunterlagen von 'Antibiotikaeinsatz nach Bedarf' gesprochen wird, muss man von einer bewussten Täuschung der Verbraucher*innen ausgehen. Denn aktuelle Studien zeigen, dass gerade in Anlagen mit einer Bestandsgröße zwischen 50.000 und 90.000 Tierplätzen der Antibiotikaeinsatz besonders hoch ist und länger als üblich erfolgt1", ergänzt Grit Tetzel von der GRÜNEN LIGA.


Ländlicher Raum nur noch Produktionsstandort

Mit dem Bau der neuen Mastanlage werden ebenso 2.672 Quadratmeter wertvollen Bodens versiegelt. "Nicht nur der fortschreitende Landraub ist bedenklich. Erhebliche Sorge bereitet mir die immer größer werdende Güllemenge, die in den Megaställen des Landkreises entsteht und die auf die Felder ausgebracht wird. Dies kann zu überdüngten Böden und verseuchtem Grundwasser führen. Ebenso gelangen große Mengen an Keimen, Stickstoff und Ammoniak direkt vom Stall in die Umwelt und in das Grundwasser. Die Immissionen von Lärm, Bioaerosolen und Ammoniak belasten die Menschen, die Umwelt und nicht zuletzt die Region in der wir leben schon jetzt deutlich", so Beatrice Sauerbrey, Kreissprecherin von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Weimarer Land.
Sie weiß, wovon sie redet, denn sie wohnt im nördlichen Weimarer Land und kennt ihre Region. Sie hat erlebt, wie in den letzten Jahren viele Megaställe entstanden. "Dies ist eine Entwicklung in die falsche Richtung. Der ländliche Raum wird als Lebens- und Erholungsraum dadurch zunehmend unattraktiv – dies nicht nur für potentielle Neubürgerinnen und Neubürger. Auch für viele Alteingesessene verliert die Region enorm an Anziehungskraft und Identität. Und die braucht es, damit Menschen in der Region bleiben, sich hier wohlfühlen und engagieren", so Sauerbrey abschließend.

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Kreisverbände Weimar und Weimarer Land und GRÜNE LIGA Weimar fordern:

  • keine weitere finanzielle Unterstützung durch das Land, den Bund und die EU für Anlagen industrieller Massentierhaltung
  • stärkeres Eintreten der neuen Landesregierung auf Bundes- und EU-Ebene für Mensch, Umwelt und Tier, um bestehende Gesetze, Verordnungen und Richtlinien zur Haltung von Tieren kritisch zu prüfen und gegebenenfalls anzupassen
  • der Bau weiterer Massentierhaltungsanlagen und die Verseuchung des Grundwassers u.a. mit Nitrat müssen gestoppt werden



1 Quelle: Knitsch, Peter (2012): Antibiotikaeinsatz in der Hähnchenmast. Ergebnisse der nordrhein-westfälischen Studie.


V.i.S.d.P. Benjamin Fröhlich

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Pressemitteilung Weimar KV | Umwelt