Zur DS 2019/454/V - Einziehung Weg 31 (zwischen Stieg und Weg 44) in Oberweimar gem. § 8 Thüringer Straßengesetz (Oberbürgermeister)

Rede, Stadtratssitzung, 13.05.2020 Ines Bolle, für die Stadtratsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

14.05.20 –

Rede, Stadtratssitzung, 13.05.2020

Ines Bolle, für die Stadtratsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Sehr geehrte Damen und Herren, wenn heute der Statdrat dem Antrag des Oberbürgermeisters zustimmen sollte, ist der Weg 31 Geschichte. Anwohner*innen nennen ihn das Feuergässchen. Kennen Sie diesen Weg? Ich wage eine Betrachtung aus der Sicht des Öffentlichen Raumes: Für diejenigen, die ihn nutzen, hat er eine große Verkehrsbedeutung - und das über Jahrzehnte. Eine historische Karte legt sogar eine 100-jährige Tradition nahe.

Als einer der wenigen erhaltenen alten Wege bringt er eine hohe Lebensqualität im Quartier. Es ist eine naturbelassene, straßenverkehrsunabhängige direkte Verbindung innerhalb der dörflichen Struktur des Ortsteils zum Kindergarten, zur Schule, zum Park, Sportwiese, Kegelbahn, zur Nachbarschaft, zur Kirche, Bäcker/ Apotheke/ Sparkasse/ Frisör usw. Ältere Menschen – viele schon von Kindesbeinen an – und insbesondere auch Familien und Kinder nutzen sie - fernab jeglichen Verkehrs geschützt und sicher. Der Pfad fördert Abenteuerlust, Phantasie und Heimatgefühl.
Auch der Naturkindergarten nimmt diesen Weg – die Kinder sind ganztags im grünen Umfeld unterwegs, sie gehen darüber zur Herzquelle. Die Hohle Gasse oder Martin-Luther-Straße sind für die Kleinen unter den derzeitigen Bedingungen keine akzeptable Alternative.

Die Stadt Weimar hat ein Abwägungsprotokoll vorgelegt.

Thema „Fehlende Verkehrsbedeutung“: Der Tag der Verkehrszählung war unglücklich gewählt, die Waldorfschule hatte noch Ferien. Die Betrachtung müsste über einen längeren Zeitraum erfolgen. Die Erhebung der theoretischen Umwege ignoriert das Alltagsverhalten der Menschen – dass der Weg genutzt wird, lässt sich an seinem Zustand ablesen – er ist weder zugewachsen noch die Oberfläche begrünt, wie es sonst der Fall wäre. Verkehrsbedeutung ergibt sich nicht nur aus Frequentierung. Infrastruktur hat städtebauliche Qualitätskriterien und ist nicht rein wirtschaftlich zu bemessen.

Sicherheitsaspekte: Schleichwege nach DIN-Norm gibt es selten. Trotzdem existieren sie und funktionieren. - Gefährlich? Wo ist die Unfallstatistik? Fazit nach vielen Jahrzehnten: nie ist dort etwas passiert!
Frau Dr. Kolb statuierte im Umgang mit "unsicheren" Wegen am Zugang Hessel-Platz/Weimarhallenpark ein Exempel. Auch der Weg 31 warnt vor sich selbst – man betritt ihn mit Blick auf seine Beschaffenheit.

Kosten für Unterhaltung: Wieviel wurde bisher aufgewendet? Wie fällt der Vergleich zu den Kosten für andere Verkehrswege aus?
Zudem: Die für den Erhalt des Weges kämpfende Bürgerinitiative ist gewillt, das Gässchen instand zu halten – und hofft noch immer auf eine einvernehmliche Lösung mit allen Beteiligten.

Und wenn wir unsere Klimaziele erreichen wollen, müssen wir im Sinne der Mobilitätswende den Fußverkehr deutlich stärken! Es ist ein Signal in die falsche Richtung, vorhandene kleinteilige Infrastruktur abzuschaffen - das Feuergässchen wäre endgültig für die Öffentlichkeit verloren.
Deshalb stimme ich mit meiner Fraktion für den Erhalt des Weges 31 für die Öffentlichkeit und gegen die Entwidmung! Tun Sie es uns bitte gleich. Vielen Dank.

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