Rede anlässlich der Baumpflanzung im Rahmen des Projektes "1000 Buchen" der Lebenshilfe Weimar-Apolda e.V.

Rede, Baumpflanzung am Kromsdorfer Radweg, 24.10.2019 von Ann-Sophie Bohm-Eisenbrandt

25.10.19 –

Rede, Baumpflanzung am Kromsdorfer Radweg, 24.10.2019

von Ann-Sophie Bohm-Eisenbrandt

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich freue mich, heute für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Weimar ein paar Worte anlässlich dieser Baumpflanzung sagen zu dürfen.

1000 Buchen, das ist ein tolles Projekt, denn es verbindet zwei wichtige Themen: Stadtgrün und Erinnerungskultur. Hier gilt ganz klar: Der Weg ist das Ziel. Und ich möchte die Gelegenheit nutzen, mich herzlich bei der Lebenshilfe Weimar zu bedanken, dafür, dass Sie dieses Projekt mit so viel Ausdauer und Entschlossenheit voranbringen und umsetzen. Vielen Dank!

Wir freuen uns, einen Baum stiften zu können, auch wenn der Anlass ein trauriger ist. Denn diese Bäume stehen hier als Ersatz für Gedenkbäume in der Andersenstraße. Der feige Anschlag auf jene Erinnerungsbäume im Juni war nicht nur ein Ausdruck von Vandalismus, sondern auch der Lebensfeindlichkeit. Das Köpfen der Bäume war ein bewusstes Symbol der Menschenfeindlichkeit, denn es fügt nicht nur den Menschen Schaden zu, die die Bäume gepflanzt haben, sondern beschmutzt auch gezielt das Gedenken an die vom Nationalsozialismus Ermordeten.

Diese Tat hat geistige Anstifter. Sie sitzen mittlerweile wieder in den Parlamenten und Gemeinderäten. Sie versuchen, Hetze, Spaltung und Menschenfeindlichkeit wieder salonfähig und normal zu machen. Sie wollen Erinnerungen auslöschen und Erinnerungskultur verhindern. Die geistigen Wegbereiter sind genauso wie die Täter nichts anderes als Handlanger des neuen Faschismus.

Diese Bäume sind jedoch nicht nur Mahnmal und Gedenken an die Gräuel des Nationalsozialismus und damit aktiver Antifaschismus. Sie stehen auch für Leben, für die Zukunft und dienen damit auch uns Menschen der Gegenwart. Denn wir brauchen Stadtgrün, Bäume, Hecken, Wiesen, um zu leben, um unser Stadtklima zu verbessern, um uns zu erfreuen und Schatten zu finden.

Lasst uns daher nicht tausend, sondern hunderttausend Bäume pflanzen! Nicht nur, um Lebensräume und grüne Oasen zu schaffen, sondern zu ewigen Erinnerung an Verbrechen, die begangen wurden im Namen eines blinden Nationalismus, einer grauenvollen Menschenfeindlichkeit und, das muss besonders betont werden, einem riesigen Hass auf Jüdinnen und Juden. Dafür geben wir gerne und auch immer wieder unseren kleinen Anteil dazu, sei es in der täglichen politischen Arbeit, im Gegenhalten gegen rechte Hetze und Ideologien, oder durch das Pflanzen von Bäumen wie diesen. Denn es gilt noch immer: „Nie wieder“ und „nie vergessen“.

Vielen Dank!

Kategorie

Demokratie und Gerechtigkeit | Reden